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Los geht's

Tesla Model X

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Das einzige vollelektrifizierte SUV am Markt ist ekstatisch schnell und mäßig praktisch. Vor allem aber ist das wie ein Falke geflügelte Auto ein Kommunikatortyp vor dem Herrn.

Eine Multimedia-Geschichte von Stefan Weißenborn

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Schon im Stand sorgt dieses Auto für irre Effekte. Ich habe mich mit einem Freund verabredet, der mal einen Blick auf das Model X werfen will.

Er hat zwei Söhne, eine Frau und einen Verwandten aus den USA zu Besuch. Als ich mit dem Elektro-SUV auf dem Hof vorfahre, löse ich einen kleinen Tumult aus. 

Binnen Minuten leert sich das Mehrparteienhaus und schart sich um den Testwagen. Neben den erwähnten Personen tummeln sich weitere Freunde, der Schwiegervater und noch ein paar Mieter um das Fünfmeter-Auto mit den Falcon-Wing-Doors.  
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Vor lauter Aufregung und Fragen, mit denen ich gelöchert werde, vergesse ich glatt, Fotobeweise anzufertigen, wie gut das Model X zum Zeremonienmeister der Alltagskommunikation taugt (verzeihen Sie bitte den schwarzen Hintergrund).

Dabei lässt es sich nur bedienen. Auf dem ultraweichen Leder der Schalensitze haben sich auf Fahrer- und Beifahrersitz die Söhne breit gemacht. Wollen wir mal sehen, was alles sich so über das riesige Hochkant-Display steuern lässt. Die Flügeltüren surren auf und zu, die Schalensitze gleiten quietschend vor und zurück (ein Beispiel für die mäßige Verarbeitungsqualität), und aus den Boxen quillt via Spotify ein chartstaugliches Hiphop-Derivat.

Logisch: Das E-SUV ist stets online, und während der Fahrt gibt es Staus auf einer Google-Maps-Karte in Echtzeit zu bestaunen. Doch der Kick kommt noch.
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"Unheimlich", murmelt der Schwiegervater noch durchs offene Fenster, als ich mit dem US-Boy an Bord lautlos wieder durchs enge Hoftor gleite (das passiert übrigens  höchst ehrfürchtig im mit ein paar Extras 180.000 Euro teuren P100D).

Die Beschleunigung in Tesla-Modellen mit "Von Sinnen"-Funktion ist ja fast schon legendär und übertrifft die vieler Ferrari. Doch erst selbst ausprobiert, weiß man, mit was man es zu tun bekommt.

Auf der erstbesten Gerade drücke ich das Pedal durch. Nur kurz ist ein warpartiges Geräusch, ein anschwellendes kosmisches Schlürfen zu vernehmen. Dann ist der Mitfahrer lauter, der wie in einem Kirmes-Fahrgeschäft zu kreischen anfängt. Schließlich bringt er ein "it's fucking me up!" hervor.


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Numerisch ausgedrückt: in 3,1 Sekunden beschleunigen die zusammen 611 PS starken beiden E-Motoren, je einer pro Achse, das 2,5 Tonnen schwere US-Car, wahlweise ein Fünf-, Sechs- oder Siebersitzer, auf Tempo 100.

Dabei fällt auf, wie gut die Traktion ist, nur auf nasser Fahrbahn sind Räder ansatzweise zum Durchdrehen zu bringen. Ungewöhnlich für Elektroautos ist auch die hohe Endgeschwindigkeit von 250 km/h.

Ich kreische zwar nicht mehr, aber mir persönlich wird bei der Beschleunigungsorgie jedesmal für einen Sekundenbruchteil schwarz vor Augen - was Fragen der Verkehrssichheit aufwirft, die auch schon im Zusammenhang mit einer anderen irren Funktion diskutiert wurden: dem Autopiloten.

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In den USA passierten bereits einige Unfälle mit autonom fahrenden Tesla. Auch deutsche Kunden können sich für den Aufpreis von 6600 Euro einen Autopiloten mit vier Kameras und zwölf Ultraschallsensoren bestellen.

Der Assistent erkennt andere Verkehrsteilnehmer (Lkw mit heller Plane während unserer Fahrten jedoch nicht) und die Fahrbahnränder rechts und links, die samt dynamischem Kurvenverlauf im Cockpit angezeigt werden. Genügen dem Computer die Erkenntnisse aus der Umwelt, umfährt der Tesla selbst Verkehrsinseln.

Doch Verlass ist darauf nicht. Auf der Autobahn läuft alles glatt, selbst bei Starkregen. Wird die Verkehrssituation komplexer, informiert das Auto den Fahrer mit einem "Bling"-Ton, dass er jetzt wieder komplett selbst übernehmen muss. Die Verantwortung liegt ohnehin immer beim Piloten.


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Eine andere Notwendigkeit betrifft, will man immer ans Ziel kommen, die Selbstverantwortung. Wie jeder Stromer muss auch das Model X geladen werden. Und wer sein Future-Mobil nicht 30 Stunden mit der Haushaltssteckdose verdrahten will, um die Akkus (Kapazität: 100 kWh) zu füllen, sollte einen Supercharger aufsuchen.

So nennt Tesla seine Stationen, an denen sehr schnelles Auffrischen der Antriebsbatterien möglich ist. Die nächste liegt in meinem Fall in 40 Kilomtern Entfernung in Blankenfelde-Mahlow am Berliner Ring A 10.

Erschreckend früh müssen wir sie aufsuchen, denn ...

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... der riesige Akku leert sich schneller als gedacht. Bis zu 542 Kilometer Reichweite verspricht Tesla für die Topversion P100D. 

Doch unser Verbrauch liegt nach vielleicht 200 Kilometern bei 350 Wh/km. So lese ich es hintern Lenkrad ab.

Die Zahlen dort erschlagen mich etwas, ich muss rechnen.
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350 Wh bedeuten 35 kWh und eine Gesamtreichweite von nur um die 300 Kilometer – fast 250 Kilometer weniger als versprochen.

Zum Vergleich: Ein zugegegeben weit weniger athletischer Hyundai Ioniq, in dem ich den Drang zum Beschleunigen besser unterdrücken kann, kommt im Alltag auf 13,5 kWh. Dafür aber...
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... kann man, einmal am Supercharger angeschlossen, die Kilometer am 17-Zoll-Monitor nur so mitzählen, die das Model X wieder an Reichweite gewinnt.

In 30 Minuten ist der Akku zu 80 Prozent geladen. Wer bis Mitte Januar einen Tesla neu kaufte, bekam den Supercharger-Strom umsonst. Seitdem verlangt Tesla im Durchschnitt 27 Cent je kWh und verspricht weiterhin Ökostrom.

Im nahen Tagungshotel, wo sich die Bevölkerung aus der Umgebung  sonntags zum Brunch trifft, schlürfe ich ein Spargelsüppchen.

Als ich wieder am Auto bin, bräuchte der Tesla nur noch zehn Minuten, um komplett mit dem Superstrom abgefüllt zu sein - mich aber überzeugt die Reichweitenanzeige: 428 Kilometer steht da. Genug für den Weg nach Hause und ein paar Tempo-Kicks zwischerdurch.
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Zu Hause angekommen, probiere ich noch ein weiteres nettes Gimmick aus.

Dabei hilft mir ein netter Tesla-Mitarbeiter, der gekommen ist, um das Model X wieder abzuholen. 

Aber vorher zücke ich noch einmal das Handy, auf dem die Tesla-App läuft, die das Telefon zur Fernbedienung macht.

Mit ihr kann man das Fahrzeug orten oder vorklimatisieren, hupen, die Lichthupe betätigen oder den Ladevorgang timen.

Am beeidruckensten ist aber das Herbeirufen. Ohne dass jemand im Auto sitzen muss, lässt sich das Auto mit anhaltemdem Berühren des Telefondisplays langsam vor- und zurückfahren. Sogar Hindernissen weicht es aus, falls mal jemand vor die Haube läuft.

Die Funktion sei dafür gedacht, das Auto aus engen Parklücken zu manövrieren, sagt der Mitarbeiter. Hat man weit aufschwingende Flügeltüren am Auto, braucht man so was.
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Tesla Model X P100D

Vollbild
Motor/Antrieb: Pro Achse ein Elektromotor, Gesamtleistung 611 PS, 967 Newtonmeter.

Abmessungen: 5,02 Meter lang, 2,07 Meter breit, 1,68 Meter hoch. Kofferraum vorn: 187 Liter. Hinten: bis zu 2500 Liter.

Fahrleistungen: max. Geschwindigkeit 250 km/h, von 0 auf 100 km/h in 3,1 Sekunden.

Verbrauch: (laut Hersteller) kombiniert 18,5 Kilowattstunden (kWh). Lithium-Ionen-Akku mit 100 kWh, Reichweite max. 542 km. Ladezeit: 8 Stunden/per 16-Ampere-Starkstrom; über 30 Stunden/Haushaltssteckdose

CO2-Ausstoß lokal: 0 Gramm pro Kilometer

Modellspezifische Ausstattung: Supercharger-Gutschrift 400 kWh/Jahr, Navigation mit Echtzeit-Verkehrsmeldungen, Digitalradio, schlüsselloser Zugang, Luftfederung, 17-Zoll-Display, LED-Scheinwerfer

Sicherheit: Zehn Airbags, ABS, ESP, Notbremsassistent, große Knautschzone, Kurvenlicht, Kollisionswarnung, automatische Abstandsregelung, Parksensoren.

Aufpreispflichtige Extras: Autopilot mit 4 Kameras und 12 Ultraschallsensoren (6600 Euro), Siebensitzer (4600 Euro), u.a. automatische Vordertüren, Luftreinigung, Alcantara-Dachhimmel (im Paket 5900 Euro)

Preis: Ab 163.200 Euro.








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